Mit REAL42 wird die Darstellung von Wohnungs-Grundrissen zum Kinderspiel. REAL42 verwandelt Bilder von Wohnungsgrundrissen mit nur einem Klick in ein digitales Modell und bietet anschließend unterschiedliche Visualisierungen wie etwa 2D- und 3D-Wohnungspläne an. Dank des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz sind sogar digitale Möblierungsvorschläge möglich.
Der Rudolf Sallinger Fonds hat mit Felix Haberl von REAL42 gesprochen, um herauszufinden, wie sich die Geschäftsidee seit der FFC 2019 weiterentwickelt hat:
Im vergangenen Jahr hat es REAL42 unter die TOP 10 der FFC geschafft. Wie hat sich REAL42 seither weiterentwickelt?
Felix Haberl: Nach der Future Founders Challenge waren wir in Amerika und haben bei der VT Global Entrepreneurship Challenge teilgenommen. Seit September erhalten wir außerdem auch Unterstützung von der TU Wien in sämtlichen Belangen rund um die Start Up Planung.
Wir haben uns auch für das aws First Programm beworben, auch dort bekommen wir Partner aus der Industrie gestellt, die uns bei der Weiterentwicklung von REAL42 unterstützen.
Seit Ende des letzten bzw. Beginn des heurigen Jahres arbeiten David, Thomas und ich Vollzeit an REAL42, finanziert wird unser Projekt momentan sowohl durch das aws First Stipendium als auch durch Eigenmittel. Wir befinden uns gerade mitten in der Entwicklung unseres Prototypen, gegen Ende des zweiten Halbjahres möchten wir mit REAL42 Marktreife erlangen.
Ein Pilotprojekt haben wir bereits gestartet, danach möchten wir noch ein zweites in Angriff nehmen, um zu schauen, in welche Richtung es letztendlich gehen soll.
Was hat den Ausschlag für die Entwicklung von REAL42 gegeben?
Wir sind ursprünglich mit einer anderen Idee gestartet, einer B2C Wohnungssuchplattform, bei der die ideale Wohnungslage mittels Evaluierung der Standorte der persönlichen Points of Interest (Arbeit, Uni etc.) berechnet wird. Wir haben aber schnell gemerkt, dass das für uns der falsche Ansatz ist und dass es bereits genügend Services für den Immobilienmarkt in diese Richtung gibt. Außerdem sind B2C Angebote in diesem Bereich immer eher schwierig zu monetarisieren.
In weiterer Folge haben wir zahlreiche Interviews mit Immobilienmaklern und -maklerinnen geführt, viel Zeit in ihren Büros verbracht und dabei gesehen, dass die Grundrisse der verfügbaren Wohnungen oft nicht den richtigen Eindruck vermitteln.
Normalerweise werden Wohnungsgrundrisse unter Zuhilfenahme von CAD Software manuell nachgezeichnet und somit digitalisiert. Mit den uns zur Verfügung stehenden Technologien wird es möglich sein, diesen Prozess zu automatisieren. Das gelingt durch unsere künstliche Intelligenz, welche in mehreren Schritten die unterschiedlichen Elemente eines Grundrisses erkennt und sie automatisch digitalisiert.
Für wen ist REAL42 geeignet?
Im Moment fokussieren wir uns auf Immobilienmakler und -maklerinnen. Es gibt aber auch noch ganz andere Zielgruppen im B2B-Bereich, wo die von uns generierten Daten verwendet werden können (z.B. für Immobilienbewertungen), auch hier gibt es schon erste Partner. Gleiches gilt für Sachverständige, aber auch Bauträger und Architekten bzw. Architektinnen, die Pläne beispielsweise für Renovierungen bzw. Umbauten benötigen und diese oft erst digitalisieren müssen. In Summe kann man sagen, dass es viele Zielgruppen gibt, wir müssen in den nächsten Monaten einfach schauen, wo der Weg tatsächlich hinführt.
Wie funktioniert REAL42?
In mehr als 60% der Fälle erhält der Makler bzw. die Maklerin den Wohnungsgrundriss als Foto oder Scan vom Auftraggeber. Dieses Foto wird mit allen Informationen, die der Makler/die Maklerin zur Wohnung hat, händisch in das CMS-System gespielt, bevor die Anzeige veröffentlicht.
Mit REAL42 entwickeln wir eine Schnittstelle zu diesem System. Der Grundriss der Wohnung wird an uns geschickt, unsere künstliche Intelligenz bereitet den Wohnungsgrundriss auf, digitalisiert ihn und spielt ihn automatisch ins System zurück.
Was sind die nächsten Schritte?
Wir befinden uns noch mitten in der Pilotphase, in der wir bereits viele Grundrisse per Hand digitalisiert haben. Daraus erkennen wir, welche Ansprüche Immobilienmakler und -maklerinnen an Grundrisse haben, auf diesen Erkenntnissen können wir dann in weiterer Folge unsere Software entwickeln.
Thomas und David arbeiten gerade intensiv an einem Machine Learning Modell, das Grundrisse automatisch erkennt. Damit das gelingt, muss man natürlich viele Daten einspeisen und das Modell laufend trainieren. Schon bald werden wir wesentliche Teile mit unserer automatischen Erkennung digitalisieren können. Dann geht es um die Visualisierung, hierfür arbeiten wir mit Informationsdesignern und -designerinnen zusammen, um ein verständliches und klares Design anbieten zu können.
Nebenbei möchten wir natürlich unser Geschäftsmodell weiter ausbauen und suchen dafür nach weiteren Finanzierungen.
Welche unternehmerischen Ziele habt ihr euch für 2021 gesetzt?
Wir möchten gegen Ende 2020 gründen, dafür müssen wir im Vorfeld noch eine entsprechende Finanzierung aufstellen.
Ende 2020 wollen wir mit REAL42 in Österreich starten. Das Gute ist, dass REAL42 marktunabhängig und skalierbar ist, wir können uns also vorstellen, bald auch international tätig zu werden – zuerst in Deutschland, dann beispielsweise aber auch in Amerika.