Albuplatin – TOP 10 S&B Award 2019

Die Entwicklung platinhaltiger Medikamente war ein Meilenstein in der Erforschung neuer Krebstherapeutika. Allerdings limitieren starke Nebenwirkungen und Chemotherapieresistenz ihr Einsatzgebiet. Albuplatin ist ein neuartiges, tumorspezifisches Medikament zur Bekämpfung von Krebs, das einen Platinkomplex in zunächst ungiftiger Form enthält und gezielt im Tumorgewebe angereichert werden kann.

Albuplatin_P4Therapeutics

Die Entwicklung platinhaltiger Medikamente war ein Meilenstein in der Erforschung neuer Krebstherapeutika. Allerdings limitieren starke Nebenwirkungen und Chemotherapieresistenz ihr Einsatzgebiet. Albuplatin ist ein neuartiges, tumorspezifisches Medikament zur Bekämpfung von Krebs, das einen Platinkomplex in zunächst ungiftiger Form enthält und gezielt im Tumorgewebe angereichert werden kann.
Der Rudolf Sallinger Fonds hat mit Nadine S. Sommerfeld von P4 Therapeutics GmbH gesprochen, um herauszufinden, wie sich die Geschäftsidee seit dem S&B Award 2019 weiterentwickelt hat:

 

Im vergangenen Jahr habt ihr es mit Albuplatin beim S&B Award 2019 unter die TOP 10 geschafft. Wie hat sich eure Geschäftsidee seither weiterentwickelt?

Nadine Sommerfeld: Im vergangenen Jahr hat sich sehr viel getan. Das Spektakulärste war sicherlich der Lizenzdeal mit einer Pharmafirma nur wenige Wochen nach dem S&B Award. Dass Pharmafirmen schon so früh in den Entwicklungsprozess einsteigen, ist durchaus ungewöhnlich, wir haben uns daher umso mehr gefreut. Die Weiterentwicklung von Albuplatin läuft seither in enger Kooperation mit der Pharmafirma ab. Die Zusammenarbeit ist hervorragend und wir haben Anfang des Jahres unser Team sogar um einen weiteren Mitarbeiter erweitern können.

 

Was ist der Vorteil von Albuplatin gegenüber anderen Krebs-Medikamenten?

Albuplatin ist eine Pro-Drug. Das heißt, dass das Medikament, wenn es verabreicht wird, im gesunden Gewebe zunächst inaktiv ist, und dadurch deutlich weniger Nebenwirkungen bzw. Schäden verursacht und anrichten kann. Albuplatin wird erst nach dem gezielten Transport über das Serumprotein Albumin im Tumorgewebe aktiviert, entfaltet also direkt im betroffenen Gewebe seine Wirkung und kann den Tumor damit von innen heraus zerstören. Wir nennen Albuplatin deshalb gerne ein „Trojanisches Pferd“.
Der Kern von Albuplatin, der im Tumor aktiviert wird, besteht aus einem Medikament, das schon seit vielen Jahren in der Therapie verwendet wird. Die Effektivität dieses Wirkstoffes ist also grundsätzlich schon bewiesen.

 

Für die Bekämpfung welcher Krebsarten ist Albuplatin besonders geeignet?

Das können wir derzeit noch nicht genau sagen – wir sind gerade dabei herauszufinden welche Tumorarten besonders gut ansprechen und damit ideal für die weitere Entwicklung sind.

 

Wie weit ist die Entwicklung von Albuplatin fortgeschritten?

Die Entwicklung von Krebsmedikamenten ist eine sehr langwierige. Momentan befinden wir uns mit Albuplatin in der präklinischen Phase der Arzneimittelentwicklung, in der wir eine Reihe von pharmakologischen Testungen und Toxizitätsstudien machen müssen.

Die darauffolgende erste klinische Phase besteht aus einer Toxizitäts-/Pharmakologiestudie am Menschen. In dieser Phase wird die Verträglichkeit des Medikaments an Krebspatienten untersucht, für die es sonst keine Behandlungsoptionen mehr gibt. Natürlich hoffen wir dabei schon auf starke Aktivität des neuen Wirkstoffes gegen die Erkrankung. Wenn alles gut läuft, können wir in ca. einem Jahr mit dieser Phase starten und noch in diesem Jahr mit den Vorbereitungen dafür beginnen.

In weiterer Folge würde es in der zweiten klinischen Phase darum gehen, die Antitumoraktivität des Wirkstoffes in einer definiten Krebserkrankung zu zeigen. Bestätigt sich dabei, dass Albuplatin vielversprechende Wirksamkeit gegen Krebs hat, wird in der Phase III der klinischen Entwicklung im direkten Vergleich untersucht, ob der neue Wirkstoff wirklich besser als bereits zugelassene Therapieoptionen ist.

 

Ab wann wird Albuplatin auf dem Markt sein?

Bis zur Marktreife dauert es mindestens noch sieben Jahre – vermutlich eher bis zu zehn. Sollten wir in der Zwischenzeit mit Albuplatin eine Indikation für seltene Krebsarten finden, könnten wir unter Umständen einen beschleunigten Zugang zum Markt bekommen. Damit wollen wir aber derzeit nicht spekulieren.

 

Was sind eure unternehmerischen Ziele für 2020? Was sind die nächsten Schritte?

Es gibt durchaus einige weitere Ideen, die wir verfolgen werden. Momentan wollen wir uns aber voll auf Albuplatin konzentrieren. Es wird zusätzliche R&D Projekte geben, um das ganze Drumherum von Albuplatin bis ins Detail zu verstehen. Darunter fällt zum Beispiel das wissenschaftliche Ausarbeiten von Biomarkern oder vielversprechenden Kombinationen mit anderen (bereits zugelassenen) Therapeutika. Wir wollen uns also nicht nur auf die klassische Medikamentenentwicklung konzentrieren, sondern Albuplatin als umfassendes Paket erfassen und erforschen.

 

Was möchtest du zukünftigen Gründern mit auf den Weg geben?

Alle (ehemaligen) Gründer sagen immer „mach das einfach“. Heute kann ich sagen: das ist wirklich so, man muss einfach starten.
Für mich persönlich war es interessant zu sehen, wo Schwierigkeiten liegen und warum sich Wissenschaftler oft so schwer tun, ihre Ideen auf den Markt zu bringen. Mein Denken hat sich von dem eines reinen Wissenschaftlers hin zu dem eines Start-Ups entwickelt. Als Wissenschaftler hat man sehr viel Ausdauer, man kann sich an Kleinigkeiten verbeißen. Jetzt stehen andere Fertigkeiten im Vordergrund. Ich habe gelernt effektiver und strukturierter zu denken, diese Entwicklung war für mich extrem spannend.

Auch interessant war für mich die Erkenntnis, entgegen meiner anfänglichen Erwartungshaltung, dass ich als Geschäftsführerin nicht immer alles bis ins kleinste Detail wissen kann. Ich denke wir alle haben gelernt, dass es stattdessen ein gutes Team an Experten und Beratern braucht, mit denen man sich umgibt und auf die man sich verlassen kann. Das ist uns in den letzten Monaten zum Glück sehr gut gelungen – auch dafür bin ich sehr dankbar.

 

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