Phocus – FFC Top 10 Team 2018

Bei einer durchschnittlichen Handynutzung von zwei Stunden pro Tag verbringen wir rund dreißig Tage im Jahr mit unseren Handys. Phocus tritt für einen verantwortungsbewussten Umgang mit dem Smartphone ein.

Rudolf Sallinger Fonds

 

Bei einer durchschnittlichen Handynutzung von zwei Stunden pro Tag verbringen wir rund dreißig Tage im Jahr mit unseren Handys. Phocus tritt für einen verantwortungsbewussten Umgang mit dem Smartphone ein. Die eigene Handynutzung wird über eine App reguliert. Nutzer sammeln während handyfreien Zeit Punkte innerhalb der App, die in weiterer Folge gegen attraktive Preise eingetauscht werden können.

Der Rudolf Sallinger Fonds führte ein Interview mit Mitgründer Florian Pitsch, in dem es um die Weiterentwicklungen, Ziele und Zukunft des ehemaligen Top 10 Finalisten der Future Founders Challenge 2018 ging:

 

Euer Start-up Phocus ist im vergangenen Jahr unter die Top 10 der Future Founders Challenge 2018 gekommen. Wie hat sich die Idee seither weiterentwickelt?

Florian Pitsch: Wir haben Phocus im Zuge eines Masterprogramms gestartet und waren bei der Future Founders Challenge zu viert. Die Konstellation im Team hat sich mittlerweile ein wenig verändert – von der ursprünglichen Gruppe sind noch mein Mitgründer und CTO Fabian Fröschl und ich da, seit kurzem haben wir mit Eva Keiffenheim eine weitere Person als Content Strategist in unserem Team. Ein Gewerbe habe ich schon angemeldet, bald soll aber eine GmbH daraus werden. Die 500 Euro von der Future Founders Challenge haben wir für die Deckung anfänglicher Kosten verwendet. Das hat uns dabei geholfen, uns nicht mit der Finanzierung und Aufteilung kleinerer Kosten beschäftigen zu müssen, sondern uns auf die Weiterentwicklung von Phocus konzentrieren zu können.

Bis Anfang des Jahres haben wir Phocus neben unseren Jobs weiterentwickelt, jetzt haben wir uns aber dazu entschieden, Vollzeit daran zu arbeiten. Teilzeitjobs helfen uns dabei, Geld zu verdienen, das wir in Phocus investieren können.
Seit Ende März ist die Android App mit einem Hauptprodukt als Preis schon live, die Entwicklung der iOS App ist leider ein bisschen schwieriger, eine Stelle für einen App Entwickler haben wir schon ausgeschrieben. Wir sind daher zuversichtlich, dass wir diese Anfang bis Mitte Mai online haben werden.

 

Welche unternehmerischen Ziele habt ihr euch für 2019 gesetzt?

Florian Pitsch: Das größte Ziel ist sicherlich, die App nicht nur für Android, sondern auch für iOS verfügbar zu machen. Genaue Ziele, wie viele Nutzer wir erreichen wollen, haben wir uns noch nicht gesetzt. Dafür müssen wir noch ausloten, was genau unsere Zielgruppe möchte, wie sie die App verwenden würde etc. Das ständige Nachjustieren an unterschiedlichen Schrauben ist Teil des Start-up Daseins, nimmt natürlich auch viel Zeit in Anspruch, aber bringt auch wahnsinnig viel Wissen mit sich.
Im Optimalfall können wir mit Phocus so viel Aufmerksamkeit erregen, dass wir gegen Ende des Jahres nicht nur in Österreich, sondern auch in anderen Ländern aktiv sind.

 

Wer ist eure Zielgruppe? Wieso sollen diese Personen Phocus nutzen und nicht auf andere bereits etablierte Apps zurückgreifen? Worin liegt der Vorteil von Phocus?

Florian Pitsch: Unsere Hauptzielgruppe waren und sind nach wie vor SchülerInnen. In Gesprächen ist uns aber aufgefallen, dass auch Erwachsene eine derartige App nutzen möchten. Auch sie geben an, untertags sehr oft am Handy zu sein – nutzt man sein Handy nur zwei Stunden täglich, sind das innerhalb eines Jahres ganze dreißig Tage, die man ausschließlich mit der Handynutzung verbringt.
Die Idee, Erwachsene in die App zu integrieren, ist durch einen Job im Sillicon Valley entstanden. Ein Vorteil ist natürlich, dass Erwachsene mit der Nutzung von Phocus auch ihre Kinder motivieren und davon überzeugen können, besser auf ihre Handynutzung zu achten.

Es gibt tausende Apps, die Eltern die Möglichkeit bieten, die Handynutzung ihrer Kinder zu kontrollieren. All diese Apps haben für uns aber einen gemeinsamen Nenner: Überwachung. Wir verfolgen mit Phocus einen anderen Ansatz. Phocus soll Handynutzung nicht verbieten, sondern dazu motivieren, sich aktiv für eine bewusste Handynutzung zu entscheiden. Gelingt das, merkt man, dass man das Handy vielleicht doch nicht so oft braucht.
Wir sind gegen klassische Handyverbote, weil wir den Sinn dahinter nicht erkennen. Werden Handys in Schulen verboten, habe ich noch lange nichts über die Handynutzung gelernt und hänge nach der Schule genauso oft und lange am Handy wie davor. Phocus soll den bewussten Umgang mit dem Handy trainieren und für eine verantwortungsvolle Handynutzung sorgen.

 

Wie funktioniert Phocus genau?

Florian Pitsch: Gleich nachdem SchülerInnen unsere App öffnen, werden ihnen zwei Preise angeboten. Sie können einen dieser Preise auswählen, der ihnen gehört, unter der Voraussetzung, dass sie genug Punkte innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens sammeln. Dafür drücken die SchülerInnen auf die Schaltfläche „Punkte sammeln“, danach wandern alle 5 Minuten 5 Punkte auf ihr Punktekonto. In dieser Zeit ist das Handy nicht nutzbar. Unsere Zukunftsvision ist, dass wir ein eigenes Ökosystem aus unserer App erschaffen, mit Hilfe dessen man sinnvolle Anwendungen wie Rechner oder Wörterbücher während dieser Zeit nutzen kann.

Sobald der erste Preis gesammelt wurde, werden immer wieder Preise von verschiedenen Partnern von Phocus angeboten. Auch Eltern können über unsere Partnerunternehmen größere, individuelle Preise kaufen, um ihre Kinder mit dem bewussten Verzicht auf ihr Handy zu motivieren.
In Zukunft möchten wir innerhalb der App auch Schul- und Klassenwettkämpfe veranstalten. Dabei könnte die beste Klasse z.B. eine Reise erhalten, die beste Schule neue Turngeräte. Welche Preise zur Verfügung stehen, richtet sich dann natürlich auch nach unseren Partnern. Bei diesen Wettkämpfen sollen aber nicht nur die Preise, sondern vor allem die Möglichkeit des direkten Vergleichs mit anderen und die Selbstmotivation, besser als andere zu sein, im Fokus stehen.

Für Erwachsene soll Phocus eine Art Cashback-Modell bieten. Zurzeit können Erwachsene ein Produkt unserer Partnerunternehmen bestellen, das dann auch in der App aufgelistet wird. Die App zeigt auch an, wie viele Punkte für Cashback nötig sind. Sobald diese Punkte erreicht wurden, erhält man dann einen bestimmten Geldbetrag zurück, derzeit sind es 5 Prozent des Kaufpreises.
Unser Ziel ist es, dass Erwachsene in Zukunft 500-1.000€ pro Jahr durch das verantwortungsvolle Benutzen des Handys sparen können, natürlich müssen wir hier aber zunächst mit kleineren Summen starten.

 

Welche Partner & Sponsoren habt ihr bereits an Bord? Wie konntet ihr sie für euch gewinnen?

Florian Pitsch: Fix an Board ist zum Beispiel der FC Flyeralarm Admira. Den Fußballclub konnten wir vor allem mit der Idee der Wettkämpfe innerhalb der App überzeugen und auch durch den Umstand, dass sie einen großen Wert auf Nachwuchsarbeit legen. Als Preise werden Tickets für Bundesliga-Spiele, aber auch Admira-Fanartikel in unserem Shop zur Verfügung gestellt.
tink – Home of Connected Home ist auch bereits fixer Partner.

Zudem ist Phocus bereits im Partnernetzwerk von Unternehmen wie Humanic, Nike und Amazon. Wir wollen nach und nach neue Partner hinzufügen und unser Netzwerk ausbauen. Durch meine berufliche Erfahrung im Bereich des E-Commerce haben wir viele Ideen und Zugänge zu vielversprechenden potenziellen Partnern.

 

Was war für euch der größte Schritt in der Entwicklung von Phocus?

Florian Pitsch: Der merklich größte Schritt nach vorne ist uns mit der Namensfindung und der Entstehung der Website gelungen. Das klingt ganz banal, hat die Idee von Phocus aber plötzlich sehr viel realer werden lassen. Bevor wir uns für Name und Website entschieden haben, haben wir recht lange hin und her überlegt, in welche Richtung es gehen soll. Dass Phocus dann irgendwann plötzlich von anderen gesehen werden konnte, hat dem gesamten Team einen unglaublichen Push gebracht und uns alle zusätzlich motiviert.
Wichtig ist, dass man auf keinen Fall Angst davor haben sollte, die eigene Idee gefühlte hundert Mal zu verwerfen. In der Anfangsphase haben wir unser Modell mehrmals wöchentlich verändert und immer wieder neu definiert, wie es laufen soll und wie wir Kunden gewinnen wollen. Viele denken manchmal einfach auch zu lange darüber nach, wie man Gewinn machen kann und wollen den perfekten Business Plan präsentieren. In erster Linie sollte es aber darum gehen, den Nutzer für die Idee zu begeistern und zur regelmäßigen Nutzung zu bewegen und dadurch Umsatz zu erhalten. Schafft man dies, wird man auch einen Weg finden, Gewinn zu machen!

https://www.phocus.at