KernTec – FFC Gewinner Team 2018

Kerne von Stein- und Kernobst sind zum Großteil ein klassisches Abfallprodukt. Etliche tausend Tonnen wertvoller Rohstoffe gehen damit allein in Österreich jedes Jahr verloren. Das Start-up KernTec hat einen Prozess entwickelt, wie Kerne von Stein- und Kernobst so gespalten werden, dass sie weiterverarbeitet werden können.

Rudolf Sallinger Fonds

Kerne von Stein- und Kernobst sind zum Großteil ein klassisches Abfallprodukt. Etliche tausend Tonnen wertvoller Rohstoffe gehen damit allein in Österreich jedes Jahr verloren. Das Start-up KernTec hat einen Prozess entwickelt, wie Kerne von Stein- und Kernobst so gespalten werden, dass sie weiterverarbeitet werden können. Das führt nicht nur zu hochwertigen neuen Produkten, sondern auch zu enormen Einsparungen in Sachen Lebensmittelabfall.

Der Rudolf Sallinger Fonds führte ein Interview mit Mitgründer Michael Beitl, in dem es um die Weiterentwicklungen, Ziele und Zukunft des Future Founders Challenge 2018 Gewinners ging:

 

Im vergangenen Jahr hat euer Team die Future Founders Challenge 2018 gewonnen. Wie hat sich euer Start-Up weiterentwickelt?

Michael Beitl: Seit der Future Founders Challenge 2018 ist unser Team von zwei auf fünf Mitglieder gewachsen. Wir haben außerdem beständig an unserem Produkt gearbeitet, eine Maschine entworfen und einen Prozess entwickelt, mit dem wir möglichst effizient arbeiten können.
Momentan wird unsere Produktionshalle fertiggestellt, mit der heurigen Erntesaison startend ab Mai können wir bereits mit der Weiterverarbeitung der Steinobstkerne von Marille, Pfirsich, Zwetschke und Kirsche starten.

 

Neben der Future Founders Challenge habt ihr auch zahlreiche andere Awards gewonnen, darunter auch den i2b Wettbewerb. Was macht euch so besonders?

Michael Beitl: Mit KernTec sind wir in einem Zukunftsfeld tätig, das eigentlich ein Problem in der Gesellschaft anspricht – Lebensmittel aus Abfall. Es macht uns stolz, Rohstoffe, die eigentlich als Abfall betrachtet werden, durch Forschung und Entwicklung zu hochwertigen Produkten verwandeln zu können und so zur Abfallvermeidung beizutragen.
Upcycling ist ein besonderes Geschäftsfeld, um hier zu bestehen, braucht es Ausdauer und Fantasie. Grüne Ideen werden meistens nämlich als ökonomisch nicht sonderlich nachhaltig betrachtet – mit KernTec wollen wir zeigen, dass man mit Fleiß und Energie aus jedem Nebenprodukt neue Produkte entwerfen kann. Dieser Gedanke fasziniert nicht nur uns, sondern auch die Konsumenten immer mehr.

 

Wo seht ihr eure Zielgruppe? Eher in der Naturkosmetik oder in der Lebensmittelbranche – oder in einem ganz anderen Bereich?

Michael Beitl: Wir unterteilen unsere Zielgruppe in verschiedene Stufen, die wir nacheinander bedienen wollen. Dieses Jahr sehen wir unsere Zielgruppe vor allem in der Naturkosmetik und in der Genussöl-Industrie. Sobald die Produktion auf sicheren Beinen steht, möchten wir im nächsten Jahr auch die Proteinriegel-Industrie mit unserem Produkt bedienen. Die absolute Königsdisziplin – und letzte Ausbaustufe – ist der Snackmarkt. Unser Produkt verfügt meistens bessere Inhaltsstoffe als andere Nüsse, aber für die Herstellung eines richtigen Snacks braucht es viele Ressourcen. Unsere Kernkompetenz ist das Spalten der Kerne, die Vermarktung, die es für den Snackmarkt braucht, heben wir uns noch für die Zukunft auf. Im Idealfall gelingt es uns natürlich, ein komplett eigenes Produkt für den Snackmarkt zu schaffen, wir können uns aber auch vorstellen, mit exklusiven Partnern zu arbeiten, wenn dieser Weg dem Produkt dient.

 

Denkt ihr an Expansion oder bleibt Wien fürs erste euer Markt?

Michael Beitl: Wir streben ganz klar eine Expansion an, im besten Fall sogar schon nächstes oder übernächstes Jahr.
Das Grandiose an unserer Technologie ist, dass sie relativ schnell skalierbar ist. Dieses Jahr wollen wir 500 Tonnen Kerne verarbeiten, im nächsten Jahr sollen es schon 2000 Tonnen sein. In Europa werden in vielen Ländern außerhalb Österreichs Steinobstbäume kultiviert. Dazu zählen zum Beispiel Spanien, Italien, Griechenland und Osteuropäische Länder wie Polen. Ziel ist es daher, auch in diese Länder vorzudringen und wenn möglich direkt vor Ort in Produktion zu gehen.

 

Euer Tipp für andere Studierende, die aus der Uni heraus gründen?

Michael Beitl: Wenn man von einer Sache überzeugt ist, sollte man einfach ins kalte Wasser springen und es probieren. Die meisten haben große Angst davor, zu scheitern, aber das Grandiose am Unternehmertum bzw. an Start-ups ist die einzigartige Lernkurve. Wenn man selbst gründet, muss man sich um alles kümmern – vom Einkauf über Strategie und Marketing bis hin zum Vertrieb. All diese Dinge würde man in Konzernen erst über viele Jahre lernen. Wenn man aber sein eigenes Unternehmen gründet, muss man von Anfang an auf allen Gebieten Leistung liefern – was ich die letzten 1,5 Jahre mit KernTec gelernt habe, hätte ich in einer anderen Firma erst in etlichen Jahren oder teilweise sogar nie gelernt.
Das Risiko des Scheiterns mit der Unternehmensgründung auf sich zu nehmen, ist es auf jeden Fall wert – denn selbst wenn du scheitert, lernst du für die Zukunft.

Tipp: Ein passendes und vor allem hochmotiviertes Gründerteam zusammenzustellen ist wohl einer der ausschlaggebendsten Gründe zum Unternehmenserfolg. Das Einzelunternehmen bringt selbstverständlich seine Begünstigungen mit, meiner Meinung nach bringt Teilen jedoch die größeren Vorteile: Geteiltes Leid ist halbes Leid, aber geteilter Erfolg heißt doppelte Freude.