Links: Dr. Gabriel Partl; Mitte: Prof. Herwig Schottenberger; Rechts: Dr. Naier Benjamin
Organische Fluorverbindungen – der bekannteste Vertreter davon ist Teflon – zeichnen sich durch Wasser und Öl abweisende Eigenschaften, chemische Stabilität und Hitzebeständigkeit aus und werden deshalb z.B. als Beschichtungen für Textil, Papier- bzw. Lebensmittelverpackungen, in Lacken oder Feuerlöschschäumen verwendet. Sie sind allerdings in der Umwelt schlecht abbaubar, neigen zu Bioakkumulation und weisen oft toxikologisch bedenkliche Eigenschaften auf, weshalb sie größtenteils ab 2020 in der EU verboten werden.
Der Rudolf Sallinger Fonds führte mit Benjamin Naier von FluorIonic ein Interview, wie sich die Geschäftsidee sei dem S&B Award 2018 weiterentwickelt hat:
Rudolf Sallinger Fonds: Vor rund einem halben Jahr ist Ihr Team unter die Top 10 des S&B Awards 2018 gekommen. Inwiefern hat sich Ihre Start-Up Idee weiterentwickelt?
Benjamin Naier: Grundsätzlich haben wir sehr viele weitere Versuche gemacht und sind aktuell in Verhandlungen mit potenziellen Lizenznehmern, die wir aufgrund der Geheimhaltungsklausel noch nicht nennen dürfen. Die Idee an sich wurde durch die weiteren Versuche umweltverträglicher und zu einem besser anwendbaren System weiterentwickelt.
Rudolf Sallinger Fonds: Gibt es von FluorIonic bereits einen Prototypen? Was kann man sich darunter bereits vorstellen?
Benjamin Naier: Ja, den gibt es – sowohl für textile Beschichtungen als auch für ölabweisende und wasserdurchlässige Membranen. Als potentielle Verwertungsstrategie haben wir zwei Mal versucht, die Idee bei den Spin Off Fellowships der FFG einzureichen, sind aber beide Male abgewiesen worden. Aus diesem Grund versuchen wir eben wie bereits oben erwähnt, mit der Idee zu einer Firma zu gehen und mit FluorIonic nicht selbst ein Unternehmen zu gründen.
Rudolf Sallinger Fonds: Hat sich FluorIonic eher im Textilbereich oder für Lacke und Feuerlöscher durchgesetzt? Warum?
Benjamin Naier: In welche Richtung sich FluorIonic durchsetzt kann man noch nicht sagen. Das wird sich durch die Verhandlungen mit den potenziellen Lizenznehmern herausstellen, welche die Grundtechnologie dann auf ihr Produktportfolio anpassen werden.
Rudolf Sallinger Fonds: Wie geeignet ist der Standort Innsbruck für Ihre weiteren Entwicklungsziele?
Benjamin Naier: Der Standort Innsbruck ist aufgrund des Know-Hows der Universität genauso wichtig wie auch die Universität an sich selbst, die unsere Idee sehr gut unterstützt. Die Universität ist die treibende Kraft für uns Erfinder – somit bietet sich der Standort Innsbruck hervorragend für weitere Entwicklungsziele an.
Rudolf Sallinger Fonds: Gibt es bereits auch Mitbewerber, die organische Fluorverbindungen herstellen? Wie schätzen Sie die Weiterentwicklung des Marktes ein? Was ist der Vorteil Ihres Produkts?
Benjamin Naier: Das ist ein sehr schwieriges Thema, weil die Meinungen darüber stark divergieren. Um das einfach zu sagen, muss man in diesem Bereich in Sparten denken. Für den Textilbereich gibt es sehr viele fluorfreie Alternativen. Für die Nischenmärkte wie Medizinanwendungen und Arbeitstextilien gibt es allerdings sehr wenig Weiterentwicklungen. Unser Produkt hat den Vorteil, dass wir eine bessere Haftung und antibakterielle Eigenschaften mitbringen.