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Familienunternehmen in Österreich – Preise verliehen

Der Rudolf Sallinger Fonds hat gemeinsam mit EcoAustria die Gewinner geehrt

Wir freuen uns, gemeinsam mit EcoAustria – Institut für Wirtschaftsforschung die Gewinner der diesjährigen Preisverleihung zur Ausschreibung ‚Familienunternehmen in Österreich‘ bekanntzugeben. Unsere Anerkennung geht an alle klugen Köpfe, die ihre Bachelor-, Master- und Dissertationsarbeiten zu sozialwissenschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Fragestellungen eingereicht haben. Eure harte Arbeit und Hingabe sind bewundernswert!

Ein herzlicher Dank gebührt auch unserer fachkundigen Jury, die die Auswahl nicht leicht hatte. Wir gratulieren allen Gewinner:innen zu ihren herausragenden Leistungen und innovativen Forschungsarbeiten.

Herzlichen Glückwunsch!

Holloid – Gesamtsieger S&B Award 2022

Marcus Lebesmühlbacher und Peter van Oostrum im Gespräch mit dem Rudolf Sallinger Fonds

Holloid Founding Team

Holloid Gründungs-Team (v.l.n.r.: Peter van Oostrum, Pinar Frank, Erik Reimhult, Marcus Lebesmühlbacher), © Holloid

 

Holloid ermöglicht produzierenden Unternehmen automatisierte 3D-Mikroskopie von mikrometergroßen Objekten wie Bakterien, Zellen und Partikeln. Das Startup stellt Daten für die Bioprozesskontrolle bereit, indem Art, Konzentration und Zustand von Mikroorganismen in der Bioproduktion überwacht werden. Anwendungen reichen von der Forschung und Entwicklung bis zur Qualitätskontrolle, von Medikamenten und Impfstoffen, über sicheres Trinkwasser, nachhaltige Lebensmittel, bis zu chemischen Erzeugnissen.

Holloids patentierte Software und Hardware revolutionieren die Überwachung mikrobiologischer Prozesse. Diese Schlüsseltechnologie ermöglicht der nachhaltigen Bioökonomie weltweit den nächsten Durchbruch, spart Ressourcen und rettet Leben, so die Gründer.

 

Rudolf Sallinger Fonds: Im vergangenen Jahr wurde Holloid beim S&B Award 2022 zum Gesamtsieger gekürt. Was waren die größten Meilensteine der vergangenen Monate – wie hat sich euer Projekt seither weiterentwickelt?

Marcus Lebesmühlbacher & Peter van Oostrum: In den vergangenen Monaten ist unser Team weiter gewachsen. Schlüsselteammitglieder hatten wir schon zur Zeit des S&B Awards 2022. In den letzten Monaten haben wir weitere hochqualifizierte Teammitglieder für Software, Hardware und Analytik gewonnen. Aktuell haben wir ein Team von zwölf Personen.

Neben dem S&B Award haben wir auch noch andere Preise erhalten. BASF hat uns als internationalen Sieger des Innovation Hub auserkoren. Kürzlich wurden wir BOKU Startup des Jahres. Beim Startup World Cup waren wir regionale Gewinner. Die #glaubandich Challenge haben wir in der Kategorie Industry, AI & Robotics gewonnen. In ihrer Rolle an der BOKU wurden Peter und Erik außerdem für den renommierten Houskapreis nominiert. Wir haben also viel Anerkennung für unsere bisherige Arbeit erhalten.

Die wichtigste Anerkennung ist aber die, die uns von unseren Zielkunden entgegengebracht wird. Unternehmen aus der Branche, die teilweise sogar mit uns konkurrieren, sind von unserer Technologie begeistert. Von ihnen erhalten wir laufend sehr positive Rückmeldungen zu den einzigartigen Fähigkeiten unserer Software und unseren raschen Fortschritten.

Darüber hinaus haben wir in der Zwischenzeit aws Seedfinancing, eine Innovationsförderung der Wirtschaftsagentur Wien und eine FFG Kleinprojektförderung erhalten. Für größere EU-Förderungen haben wir schon eingereicht, hier warten wir auf Rückmeldung.

 

Auf welche Märkte wollt ihr euch in Zukunft besonders fokussieren und warum gerade diese?

Große Pharmaunternehmen haben einen Bedarf, den wir mit unserer Technologie außerordentlich gut abdecken können. Daher haben wir unseren Fokus in einem ersten Schritt etwas weg von der Mikroalgen-Kultivierung hin zur Pharmaindustrie gelegt.

Auch große Equipment-Hersteller, insbesondere Analytik-Hersteller, kennen den Markt gut, auch über die Pharma- und Lebensmittelbranche hinaus. Sie wissen am besten, was sie selbst nicht leisten können. Dort kommen wir ins Spiel und laufen bei ihnen offene Türen ein, weil wir um ein Vielfaches schneller sind und analytische Ergebnisse liefern, die sie mit ihren bestehenden Produktportfolios nicht abdecken.

Ein bisschen weiter in der Zukunft liegen für uns Märkte außerhalb der Pharmabranche, die mit Bioreaktoren zu tun haben. Dazu gehört die Lebensmittelbranche, wo viele große Unternehmen, aber auch Startups und Scaleups zu finden sind. Sie benötigen Mess- und Analytik-Lösungen für die Erfüllung ihrer eigenen ambitionierten Entwicklungsziele, haben sie selbst aber oft nicht. In den vergangenen zwei Monaten haben wir zwölf Absichtserklärungen (Letters of Intent) von sehr großen und innovativen Unternehmen erhalten, die bestätigen, dass sie mit Holloids Technologie bis zu 100 Prozent Produktivitätssteigerung bei konstantem Input erwarten. Das ist schon gigantisch.

 

Ihr wolltet innerhalb von 2 Jahren (bis Herbst 2024) Marktreife erlangen und 2023 erste Pilotprojekte initiieren. Wie ist euch dieses Vorhaben bislang geglückt?

Wir sind im Plan, haben aber definitiv noch viel vor uns. Marktreife zu erlangen, ist für ein Hochtechnologie-Startup mit Software- und Hardware-Komponenten, wie wir es sind, mit großen Herausforderungen verbunden. Das ist eine echte Mammutaufgabe. Wir wollen nichts überstürzen und bei diesem Plan bleiben. Im Plan zu sein ist schon ein großer Erfolg.

 

Welche unternehmerischen Ziele habt ihr euch für 2024 gesetzt?

Wir wollen 2024 große zahlende Kund:innen gewinnen, die für analytische Ergebnisse Geld zahlen. Das sollten wir in einem Ausmaß erreichen, in dem wir unser Geschäftsmodell bestätigt sehen und einen weiteren Schritt in Richtung Marktreife und Skalierung gehen. Eine volle Skalierbarkeit „von der Stange“ werden wir 2024 noch nicht erreichen, aber mit einem MVP können wir verlässlich erste große zahlende Kund:innen an Land ziehen und Daten für sie liefern. Wichtig dabei ist: wir haben eine klare Priorisierung unserer Ziele. Aktuell starten wir mit Zellzahlmessungen für Pharmaindustrie und äquivalente Anwendungen. Alles Weitere folgt.

Wir sind noch komplett in Eigentümer- und Gründerhand. Somit erreichen wir wichtige Meilensteine in der Entwicklung und am Markt schon vor einem ersten für 2024 geplanten Venture Capital Investment.

 

Holloid ist ein echtes Impact-Startup. In welchen Bereichen könnt ihr mit eurer Technologie einen signifikanten Unterschied machen?

Wir sehen uns als Impact-Startup in mehrerlei Hinsicht: unser Produkt kann in vielen Bereichen zur Anwendung kommen, in denen Hygiene eine Rolle spielt. Dazu zählen beispielsweise die Lebensmittel- oder Pharmabranche. Gängige Testmethoden brauchen selbst heute noch drei Tage und viel manuellen Aufwand von der Probennahme bis zum Ergebnis, so dass nur relativ kleine Proben in großen Zeitabständen analysiert werden. Dabei ist es selten auszuschließen, dass Krankheitserreger unbemerkt bleiben. Das bedeutet ein Risiko für Konsument:innen und Produzent:innen. Mit unserer Technologie können wir die Gesundheit und die Lebensmittelsicherheit auf ein noch höheres Niveau heben.

In der Pharmabranche können wir dabei unterstützen, schneller bessere Forschung (und später auch Produktion) zu betreiben, wodurch Menschen rascher dringend benötigte Medikamente erhalten.

Mit unserer Technologie kann die Lebensmittelproduktion vor allem im Bereich von alternativen Proteinen, Milch- oder Milchersatzprodukten und künstlichem Fleisch effizienter und mit Blick auf CO2, Land- und Wassernutzung schonender gestaltet werden. Auch Biodiversität spielt hier eine große Rolle.

Längerfristig kann unsere Technologie bei der frühzeitigen Erkennung von Umwelt- und Naturkatastrophen, wie die Ursachen für das Fischsterben in der Oder 2022, helfen.

Die Menschheit wird künftig mittels synthetischer Mikrobiologie und künstlicher Intelligenz ganz neue Produkte und Wertschöpfungsketten erschaffen. Holloid wird dabei eine zentrale Rolle spielen.

 

https://www.holloid.com/

 

Sisyphus – brutkasten Sonderpreis S&B Award 2022

Tom Cotter im Gespräch mit dem Rudolf Sallinger Fonds

Sisyphus team

Sisyphus Team (© Sisyphus)

 

Decarbonization is one of the biggest issues of our time. At TU Wien, Sisyphus developed a catalyst technology that recycles CO2 into useful products. This technology enables the development of a more efficient process to produce green fuels and chemicals.

Sisyphus‘ technology thus has the potential to address a very large market that is currently in transition from fossil to renewable fuels. At the same time, it provides an important basis for making progress on our path to net-zero emissions.

 

Rudolf Sallinger Fonds: Last year, you won the Brutkasten prize at the S&B Award 2022. How has Sisyphus developed since then?

Tom Cotter: When we applied for the award, we had basically a small proof of concept in the lab. We have now demonstrated the catalyst at a pilot scale at close to industrial conditions. In this phase, we have been working on the European Research Council’s Proof of Concept where we successfully achieved the objectives. We are currently hoping to hear back from grant applications we have made in the last months in order to move forward to the next step, which is establishing a demonstration technology.

We are now a spin-off of the Montanuniversität Leoben, but I would like to emphasize the support that we’ve been given through the TU Wien i2c incubator. It has been phenomenal, and instrumental in getting us to where we are now. Last year we were at a very early stage and did not really have an exact idea about what we were doing, what our business model would be and how we would develop it, but we had some excellent mentorship and a huge amount of support. This in parallel with the proof of concept project will help get us to the next step to develop our technology.

 

(How) did you already use the media volume of EUR 5,000?

Due to the very early spin-off stage, we did not yet need to utilize the prize. But we are currently planning an article with them about our next steps to work on the demonstration technology. Brutkasten has generously offered that we can commission an article with them, which will consume most of the prize. Also, if we have any additional need for media work, we can also use this budget.

 

Last year, you talked about the potential to address a very large market that is currently in transition from fossil fuels to renewable fuels. How did you move forward in this target market?

Regarding the market, there have been two important aspects. One was to try and understand the market and the unmet needs, and to test our business model in hypothesis testing. The other was just to monitor the state of the market with regards to legislation. On both fronts, I would say that the outlook is positive. In the meantime there are many more market players and it is becoming a heated competition. We see first commercial plants being built in the range of 10.000-15.000 t per year. This will really start to take off at the end of the decade and it is in line with our goal to have a market-ready technology until 2030. Regarding the development of legislation we see large announcements from the EU related to the Fit for 55 program. The ReFuelEU mandates for use of sustainable aviation fuels (SAFs) are now in place and will ensure the growth of both biofuels and CO2 based fuels beginning in 2025.

Regarding our business model, we had a number of interesting discussions with various players in our ecosystem to understand how they are working with early-stage companies. The technology need is there, and so far we have had positive feedback from potential customers on our value proposition.

 

Have you already been able to gain industrial partners for the further development of your CO2 upcycling process?

We have early-stage partners who are committed to working together on a funded project to support the scaling of our technology. This includes scaling up and producing material, but also to help us to design and demonstrate our process in the future. I cannot share the names now without their permission, but we will be working with them in the next year as we develop, and we are also looking for further partners and potential customer that we can collaborate with at the demonstration scale.

 

What entrepreneurial goals have you set yourselves for 2024? What are the next steps in the further development of Sisyphus?

In the next 18-24 months, the goals are very much towards developing the MVP concept and proving the process design using simulation and pilot testing. This basis will be used subsequently to scale and deliver a demonstration unit (our MVP) which will be realized upon founding. During this next year we will work together with potential customers and early adopters to refine the system and the process we are developing together.

In addition, we will scale up the catalyst further with our partner to have a robust material that is sufficient for commercial demonstration and for being production-ready in future. This core material technology will be used to develop the Sisyphus process for CO2 conversion and stand as a basis for further innovation.

 

https://www.linkedin.com/company/sisyphus-energy/about/

KinCon biolabs – I.E.C.T. Sonderpreis S&B Award 2022

Eduard Stefan im Gespräch mit dem Rudolf Sallinger Fonds

KinCon biolabs Kernteam (Alexandra Fritz, Philipp Tschaikner, Eduard Stefan; v.l.n.r.)

Alexandra Fritz (vorne), Philipp Tschaikner, Eduard Stefan (hinten, v.l.n.r.); ©Victor Malyshev

 

Viele Krebspatient:innen entwickeln im Zuge ihrer Behandlung Resistenzen, die eine Therapie weniger effektiv machen. Um effizientere Medikamente zu entwickeln, braucht es präzisere Ansätze, die zudem das mögliche Mutationsspektrum in den Medikamentenentwicklungsprozess oder die Therapie miteinbeziehen. Einen solchen Ansatz liefert KinCon biolabs. Das Spin-off der Universität Innsbruck hat eine auf den/die Patient:in abgestimmte Lösung entwickelt, um herauszufinden welches zukünftige Medikament welches mutierte Protein, z.B. Onkoproteine, am besten blockiert. KinCon biolabs verwendet dabei ein Reportersystem, das im Zellkulturmodell funktioniert. Bindet ein Medikamentenkandidat an das zu blockierende Protein, dann beginnen die Zellen zu leuchten. Mit dieser patentierten und genetisch-kodierten Reporterplattform kann man die Wirksamkeit von Wirkstoffen in Abhängigkeit von entsprechenden Patientenmutationen systematisch bestimmen.

 

Rudolf Sallinger Fonds: Im vergangenen Jahr habt ihr den I.E.C.T. Sonderpreis beim S&B Award 2022 gewonnen. Wie hat sich KinCon biolabs (mit seinem gesamten Team) seither weiterentwickelt?

Eduard Stefan: Nach dem S&B Award waren wir im Mentorenprogramm des weltweit aktiven Creative Destruction Lab (CDL-Berlin). In diesem kompetitiven Programm unterstützen erfolgreiche Mentor:innen, Investor:innen und Entrepreneur:innen die Ausrichtung visionärer, neu gegründeter Unternehmen. Mit der Idee, ein Biotech-Unternehmen zu werden, das ausschließlich Morbus Parkinson und Lungenkrebs adressiert, sind wir angetreten. Der Input des CDL-Berlins hat uns in eine neue Richtung dirigiert, die mit einer technologischen Revolution zu tun hat, die uns alle betrifft – Künstliche Intelligenz (KI). Auch die Biotechnologie bleibt von diesen Veränderungen nicht unberührt. Der Einsatz von KI zur Entwicklung neuer Medikamente ist hierbei ein bedeutender Schritt. Viele neue KI-Unternehmen machen sich auf den Weg, neuartige Medikamente gegen die sogenannten undruggable Proteine zu entwickeln.

Nun kommt KinCon biolabs ins Spiel: Mit unserer Technologie können wir vorhersagen, ob der entwickelte Wirkstoff in den lebenden Zellen (Zellkultur) tatsächlich an der richtigen Stelle des Proteins andockt und z.B. das deregulierte Onkoprotein blockiert. Daher erweitern wir momentan  unsere zell-basierte Reporterplattform, um in Partnerschaften mit ebensolchen Biotech-Firmen die Entwicklung dieser neuartigen Medikamente zu unterstützen. Ziel ist es, schneller wirksame und personalisierte Medikamente zu identifizieren, die dann hoffentlich auch den Weg in die Klinik finden.

Neben unserer aws Preseed Förderung haben wir die ersten beiden Pilotprojekte gelauncht und mit der kürzlich erhaltenen Health Hub Tirol Förderung (Standortagentur Tirol) die Basis geschaffen, um in den nächsten zwei bis drei Jahren nach neuartigen Medikamenten zu suchen oder Kandidaten zu validieren.

 

Was konntest du aus der I.E.C.T. Summer School mitnehmen?

Bei der I.E.C.T. Summer School haben wir unser Österreich-Netzwerk an Gründer:innen gut erweitern können. Es war toll, sich mit Entrepreneur:innen anderer Bundesländer und über Österreichs Grenzen hinaus auszutauschen und ihre Geschichten und Herausforderungen kennenzulernen.

Die lokalen Kontakte, die wir dort geknüpft haben, haben sicherlich auch maßgeblich dazu beigetragen, strategische und zukunftsweisende Entscheidungen zu treffen und eine neue Ausrichtung anzusteuern (mit dem Fokus unsere Technologie-Plattform auszubauen).

 

Welche neuen Erkenntnisse haben sich in den vergangenen Monaten in eurer Forschung ergeben?

Als akademische Forscher:innen haben wir uns mit KinCon biolabs anfangs auf das sogenannte Proof of Concept fokussiert. Die Definition des Marktes für die nunmehr patentierte KinCon Technologie war und ist immer noch eine der größten Herausforderungen. Wir glauben aber, jetzt unseren USP (unser Alleinstellungsmerkmal) bei der maßgeschneiderten Medikamentenentwicklung gefunden zu haben.

Neben den Erfahrungen beim Creative Destruction Lab, bei der I.E.C.T. Summer School und den schöpferischen Interaktionen mit unseren neuen Mentoren Alexander, Martin, Marco und Stephan, waren auch erste Kontaktaufnahmen mit großen Pharmafirmen, denen wir unsere Technologie präsentiert haben, wegweisend. In diesen Gesprächen ist uns klar geworden, wo es den sogenannten NEED gibt, und dass unsere Technologie auch für die Suche nach neuartigen Krebsmedikamenten hilfreich sein kann.

 

Im vergangenen Jahr hattet ihr die Vision, ein Kleinstunternehmen im Hochtechnologiebereich mit Sitz in Tirol zu etablieren. Was ist aus dieser Vision geworden?

Unser Plan ist es weiter zu wachsen. Wir haben uns um eine weitere FFG-Förderung beworben – wenn das etwas wird, werden wir unser Team ausbauen. Ziel ist es, in den nächsten Jahren mit einem Team von bis zu zehn Personen diese genannten Herausforderungen der Medikamentenentwicklung anzugehen. Der Vorteil der von uns angewendeten Biotechnologie ist, dass wir den Prozess miniaturisieren und automatisieren können. Wir glauben, dass wir dadurch auch mit einem kleinen Team schlagkräftig die Zellen zum Leuchten bringen können, um die wirksamsten Medikamentenkandidaten zu identifizieren.

 

Welche unternehmerischen Ziele habt ihr euch für 2024 gesetzt?

2024 möchten wir einen großen Auftrag an Land ziehen und eine Partnerschaft mit einem internationalen Pharma-/Biotech-Unternehmen eingehen, das mit unserer Unterstützung bessere (im Sinne von wirksamere) Medikamente auf den Markt bringen möchte.

Aktuell sind wir mit Firmen in den USA, Japan, China und Deutschland im Austausch. Wenn sich eines dieser der Gespräche in Richtung B2B-Partnerschaft entwickeln würde, wäre das ein Wahnsinnserfolg.

Wir sind ein Universität Innsbruck Spin-off. Doktorand:innen in meinem akademischen Team validieren und publizieren zudem sehr erfolgreich die Konzeptstudien. Mit einem weiteren Förderansuchen bei der FFG für einen Industrial PhD wollen wir unsere Liaison mit unserer unterstützenden Alma Mater weiter stärken. Studierenden die Möglichkeit zu vermitteln, im eigenen Unternehmen Visionen in die Wirklichkeit umzusetzen, ist mir ein großes Anliegen. Ich glaube der größte Fehler liegt oft darin, etwas nicht zu wagen und die Vision in der Schublade aufzubewahren.

Entrepreneur zu werden ist definitiv eine Achterbahnfahrt. Jeden Tag nehmen wir einen anderen Loop oder eine unerwartete Kurve. Es ist für uns, unser engagiertes Team und unsere visionären Mentoren aber eine fesselnde und faszinierende Reise, wobei das Spannendste noch auf uns wartet!

https://www.kincon-biolabs.eu/

Science & Business Award 2022 geht an Holloid

Zum 7. Mal vergab der Rudolf Sallinger Fonds den S&B Award an unternehmerische Forscherinnen und Forscher.

Wien (OTS) – „Es ist mir eine besondere Freude, dem diesjährigen Sieger-Team Holloid den Science&Business Award überreichen zu dürfen. Die zahlreichen herausragenden Einreichungen haben der Jury ihre Arbeit nicht leicht gemacht. Jedes einzelne Projekt der TOP 10 2022 hätte sich den Sieg redlich verdient. Holloid mit seinem Team rund um Peter van Oostrum, Pinar Frank und Marcus Lebensmühlbacher konnten die Jury letzten Endes aber überzeugen“, sagt Amelie Groß, Vorsitzende des Kuratoriums des Rudolf Sallinger Fonds.

Holloid, ein Spin-off der Boku Wien, ermöglicht Produktionsmanagerinnen und -managern automatisierte 3D-Mikroskopie von mikrometergroßen Objekten wie Bakterien, Zellen und Partikeln. Holloid stellt Daten für die Bioprozesskontrolle bereit, indem die Art, Konzentration und der Zustand von Mikroorganismen in der Bioproduktion überwacht wird. Dadurch werden Produktivitätsoptimierung, Qualitäts- und Kontaminationskontrolle ermöglicht und ein Frühwarnsystem zur Reduzierung von Ressourcenverschwendung bereitgestellt.

Sonderpreise für Sisyphus und KinCon biolabs

Neben dem Gesamtsieger der Jury wurden auch die Gewinner der beiden Sonderpreise gekürt. Der Brutkasten-Sonderpreis ging an Sisyphus, ein Projekt zur Entwicklung einer Methode zur besseren Umwandlung von CO2 in nützliche Produkte mit einem neuartigen Katalysator. Als Partner des S&B Awards unterstützt der Brutkasten Sisyphus mit einem Mediavolumen in Höhe von 5.000 Euro. Der Sieger wurde von der derbrutkasten.com Community mittels Crowdvoting ermittelt, bei dem knapp 1000 Personen teilgenommen haben. Der I.E.C.T. Hermann Hauser Sonderpreis, ein vollfinanzierter Platz in der renommierten Summer School on Entrepreneurship in Wattens, geht an das Spin-off KinCon biolabs, das mit patentierten Biosensoren eine auf Patientenmutationen abgestimmte Lösung anbieten, um die Wirksamkeit von Medikamenten und Therapien zu erhöhen.

„Es freut mich, dass neben dem Gesamtsieger noch zwei Sonderpreise verliehen werden konnten. Jede einzelne der eingereichten Ideen hat jedoch beachtliches Potenzial und ich möchte alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer ermutigen, an ihrer forschungsbasierten Geschäftsidee dranzubleiben. Denn Wissens- und Technologietransfer aus Universitäten und Forschungseinrichtungen ist von entscheidender Bedeutung für die Zukunftssicherung von Wirtschaft und Gesellschaft“, so Rudolf Dömötor, Vorsitzender der S&B Award Jury.

Rudolf Sallinger Fonds und Science & Business Award

Der Rudolf Sallinger Fonds setzt sich seit seinem Bestehen 1979 für junge Akademikerinnen und Akademiker ein, stärkt und fördert die mittelständische Wirtschaft und schlägt durch seine Arbeit die Brücke zwischen Wirtschaft und Wissenschaft. Der Science&Business Award (S&B Award) prämiert frühphasige Kommerzialisierungsideen, die auf einer wissenschaftlichen Leistung beruhen, möchte den Mut zum Unternehmertum fördern und den Gründungsstandort Österreich stärken.

„Die große Anzahl und die Qualität an Einreichungen zeugen davon, dass sich der Science&Business Award zu einer anerkannten Auszeichnung etabliert hat. Wir wollen dadurch nicht nur hervorragende Spin-offs vor den Vorhang holen, sondern auch zur Förderung der Gründungskultur an Österreichs Hochschulen beitragen“, so Vanessa Hochstrasser und Christoph Robinson, Geschäftsführer des Rudolf Sallinger Fonds.

 

v.l.n.r.: Florian Frauscher (BMAW), Amelie Groß (RSF), Viktoria Tollinger (I.E.C.T. Hermann Hauser), Eduard Stefan (KinCon biolabs), Alexandra Fritz (KinCon biolabs), Philipp Tschaikner (KinCon biolabs), Christoph Robinson (RSF)

 

v.l.n.r.: Florian Frauscher (BMAW), Amelie Groß (RSF), Hedda Drexler (Sisyphus) Martin Pacher (Brutkasten), Thomas Cotter (Sisyphus), Christoph Rameshan (Sisyphus), Christoph Robinson (RSF)

 

v.l.n.r.: Florian Frauscher (BMAW), Amelie Groß (RSF), Hedda Drexler (Sisyphus) Martin Pacher (Brutkasten), Thomas Cotter (Sisyphus), Christoph Rameshan (Sisyphus), Christoph Robinson (RSF)

Fotocredit: Fabian Gasperl

https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20221021_OTS0123/science-business-award-2022-geht-an-holloid-fuer-automatisierte-3d-mikroskopie-bild

Das war die S&B Award Ceremony 2022

Der Rudolf Sallinger Fonds prämierte die Gewinner-Teams des S&B Awards 2022

Am 20. Oktober 2022 vergab der gemeinnützige Rudolf Sallinger Fonds zum siebenten Mal den S&B (Science and Business)-Award an unternehmerische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Über den Hauptgewinn und damit ein Preisgeld in Höhe von 20.000 Euro durfte sich das Gewinner-Team Holloid rund um Priv.-Doz. Dr. Peter van Oostrum, DI Dr. Pinar Frank und Mag. Marcus Lebesmühlbacher, MSc, MIM, CFAfreuen. Das Startup automatisiert die Quantifizierung von Krankheitserregern und Partikelkontaminanten mithilfe einer Kombination aus proprietärer Hardware und Software-as-a-Service. Durch die Bereitstellung von Daten für die Bioprozesskontrolle werden Art, Konzentration und Zustand von Mikroorganismen in der Bioproduktion überwacht. Dadurch werden Produktivitätsoptimierung, Qualitäts- und Kontaminationskontrolle ermöglicht und ein Frühwarnsystem zur Reduzierung von Ressourcenverschwendung bereitgestellt.

Auch in diesem Jahr wurde gemeinsam mit dem I.E.C.T. – Hermann Hauser der Sonderpreis für die I.E.C.T. Summer School vergeben. Das Team KinCon biolabs, vertreten durch PD Dr. Eduard Stefan, bietet eine Lösung an, bei der Wirksamkeiten von Krebsmedikamenten untersucht werden können. Mit patentierten KinCon Biosensoren wird damit eine auf die Patientenmutation abgestimmte Lösung angeboten und gleichzeitig nach einem Leadmolekül gesucht, das einen beschädigten molekularen Kinaseschalter wieder anwirft. Bei Lungenkrebspatienten könnte diese Reaktivierung der entsprechend mutierten Tumor-suppressor-kinase den kostenintensiven Immuntherapieerfolg steigern.

Den Kampf um den brutkasten Sonderpreis – und damit ein Media-Package im Wert von 5.000 Euro – konnte Sisyphus mittels Community Voting für sich entscheiden. Das Team rund um Assoc. Prof. Christoph Rameshan, Dr. Thomas Cotter, Dipl.-Ing. Lorenz Lindenthal, BSc und Richard Buchinger, BSc hat eine Technologie entwickelt, die das Potenzial hat, einen sehr großen Markt anzusprechen, der sich zurzeit im Übergang von fossilen zu erneuerbaren Kraftstoffen befindet. Dabei zeigen neuartige Katalysatoren auf der Basis von Perowskiten außergewöhnliche Leistung und Stabilität bei der Umwandlung von CO2 in nützliche Produkt. Sie werden die Entwicklung von Technologien zur effizienten Herstellung grüner Treibstoffe und Chemikalien aus Industrieemissionen und anderen CO2-Quellen wie der direkten Luftabscheidung ermöglichen.

Im Rahmen der Ceremony gab Eva Harreither von FusariumPrevent, dem Gewinner-Team aus 2020, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen Einblick über die Entwicklung seit dem Gewinn des S&B-Awards und mit Monika Köppl-Turyna (Leiterin von EcoAustria und Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Rudolf Sallinger Fonds) sowie Florian Frauscher (Leiter der Sektion für Wirtschaftsstandort, Innovation und Internationalisierung im Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft) diskutierte Moderator Christoph Robinson (Geschäftsführer des Fonds) über Österreich als Gründungsstandort.

Der Rudolf Sallinger Fonds um Kuratoriumsvorsitzende Amelie Groß gratuliert allen Gewinnerinnen und Gewinnern sehr herzlich!

Fotocredit: Fabian Gasperl

NovoArc – brutkasten Sonderpreis S&B Award 2020

Spritzen adé

In der Medizin müssen viele Wirkstoffe über Spritzen verabreicht werden, da sie bei oraler Einnahme im Magen zersetzt und im Darm nur teilweise vom Körper aufgenommen werden. NovoArc hat eine Technologie entwickelt, mit der viele Spritzen durch Tabletten ersetzt werden können. Der Vorteil: die Wirkstoffe müssen nicht mehr gekühlt gelagert werden und können ihre Wirkung viel besser entfalten. Reges Interesse aus Pharmazie und Industrie zeigt, dass diese Technologie mehr als zukunftsträchtig ist.

 

Rudolf Sallinger Fonds: Beim letzten S&B Award hat NovoArc den brutkasten Sonderpreis gewonnen. Was habt ihr mit dem Gewinn – einem Mediavolumen im Wert von 5.000 Euro – gemacht und was hat euch das gebracht?

David Wurm: Vorweg muss ich sagen, dass uns der S&B Award viel Publicity gebracht hat und wir die Chance medial sehr gut genutzt haben. Durch den S&B Award und den Gewinn des brutkasten Sonderpreises sind wir mit potentiellen Investoren und Kunden ins Gespräch gekommen, auch fürs Team war das eine schöne Erfahrung. Wir haben alle live mitgefiebert und unser Netzwerk mobilisiert, was uns am Ende des Tages auch genug Stimmen für den Gewinn des Sonderpreises eingebracht hat. 

Wir hatten ursprünglich geplant, den Sonderpreis für Fundraising einzusetzen und einen Artikel auf der Website des brutkasten zu schalten. Wir sind mit unseren Investoren aber bald schon in tiefere Verhandlungen gekommen und haben ein wichtiges Investment dann relativ schnell abgeschlossen. Den brutkasten Sonderpreis haben wir daher noch gar nicht eingelöst. Mittlerweile gibt es aber ein paar tolle neue Ergebnisse, die wir mit der Welt teilen möchten – vielleicht können wir das Mediavolumen also dafür gut nutzen.

 

Was hat sich seit eurer Teilnahme am S&B Award 2020 getan?

Wir konnten in der Zwischenzeit das FFG Spin-off Fellowship erfolgreich abschließen und unser Produkt für den Markt vorbereiten.

Am Anfang von Corona hatten wir ein paar Probleme – unser Labor war zugesperrt und wir mussten im Home Office arbeiten. Diese Zeit haben wir aber genutzt, um an unserer Strategie weiterzuarbeiten und die Planung voranzutreiben.
Zu diesem Zeitpunkt waren wir auch schon mit ersten potentiellen Kunden in Kontakt und haben auch aus der wissenschaftlichen Community viel positives Feedback erhalten.
Wir haben uns dann dazu entschlossen die Firma NovoArc GmbH zu gründen und unsere Technologie auf den Markt zu bringen. Gleich nach Firmengründung im Oktober 2021 konnten wir erste zahlende Kunden für uns gewinnen und Ende des Jahres ist auch ein großer Investor eingestiegen. Nach zahlreichen Gesprächen haben wir uns letztendlich für ein Wiener Family-Office entschieden, mit dem die Zusammenarbeit sehr gut läuft.

 Auch im Team hat sich einiges getan. Zurzeit sind wir sechs Vollzeit-Mitarbeiter, dieses Jahr sollen noch zwei bis drei weitere dazu kommen. Wir merken, dass großes Interesse an unserer Technologie seitens der Industrie besteht – man kann also sagen, wir sind gerade zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

 

Kurz zusammengefasst: Worin liegt der Vorteil der NovoArc Technologie?

Unsere Technologie besteht darin, gewisse Spritzen durch Tabletten zu ersetzen. Dafür verkapseln wir Wirkstoffe in eine spezielle biologische Hülle, sogenannte Liposome aus Lipiden, die die Wirkstoffe im Magen schützt und dafür sorgt, dass diese im Darm gut aufgenommen werden.

Unsere Technologie bietet drei Hauptvorteile:

1. Der Wirkstoff des Medikaments wird im Magen nicht zerstört.

2. Die Aufnahme von Wirkstoffen wird verbessert: Wirkstoffe, die es durch den Magen schaffen, werden oft ausgeschieden, ohne effizient aufgenommen zu werden. Unsere Liposome bleiben an der Darmwand kleben und geben dort ihren Wirkstoff ab, was zu einer verbesserten Aufnahme führt.

3. Die Verkapselung dient als Schutzhülle bei der Lagerung von Wirkstoffen. Dadurch müssen keine aufwändigen Kühlketten eingehalten werden, Wirkstoffe können stattdessen sehr einfach bei Raumtemperatur gelagert werden. Das ist insbesondere in entlegenen oder Krisengebieten von Vorteil.

 

Wie hat sich eure Technologie und die Zusammenarbeit mit der Pharmaindustrie seit dem S&B Award 2020 weiterentwickelt?

Wir haben unser Business Model seither ein wenig adaptiert. Zunächst starten wir mit bezahlten Proof-of-concept Studien, bei denen wir Wirkstoffe von Kunden in unsere Hülle verpacken und danach Eigenschaften wie Verpackungseffizienz, Stabilität, Aufnahme und andere testen. Wenn dieser Schritt erfolgreich abgeschlossen ist, optimieren wir den Prozess in Proof-of-process Studien. Anschließend verkaufen wir unsere Lipide an die Kunden für klinische Studien und schließlich für die Produkte am Markt. Langfristig möchten wir uns auf unsere Kernkompetenz konzentrieren: die Produktion von Speziallipiden und deren Vertrieb. Zunächst möchten wir aber einige schöne Use Cases schaffen, um Kunden von unserer Technologie zu überzeugen.

In den vergangenen Monaten haben wir uns aber auch zusätzlich zum pharmazeutischen Bereich auf einen ganz anderen Markt konzentriert: Die grüne Wasserstoffproduktion. Derzeit wird der Großteil des Wasserstoffs am Markt durch Elektrolyse mit Strom aus fossilem Brennstoff produziert. Wir streben einen biologischen und nachhaltigen Ansatz an. Wir möchten Stoffe aus Algen nutzen um – ähnlich wie bei der Photosynthese aus Licht und Wasser – Wasserstoff und Sauerstoff zu produzieren und dabei auch noch Energie zu gewinnen. Die dafür notwendigen Stoffe aus der Alge – das sogenannt Photosystem – braucht aber eine stabilisierende Membran, damit Wasserstoff produziert werden kann und genau hier kommt unsere biologische Hülle aus Lipiden zum Einsatz und soll diese Technologie ermöglichen.

 

Inwieweit hat die Corona-Krise euer Geschäftsfeld und/oder -modell verändert?

Anfangs war Corona auch für uns ein Rückschlag. Wir sind in unserer Arbeit auf unser Labor und auf die Durchführung von Experimenten angewiesen, die Umstellung auf Home Office war daher nicht einfach. Nach den Öffnungsschritten konnten wir den Rückstand aber wieder ganz gut aufholen, weil sich plötzlich ganz neue Möglichkeiten ergeben haben. 

Wir haben uns zum Beispiel stark auf die Verabreichung von mRNA konzentriert, wo es ein großes Interesse aus der Industrie gibt. Unser Ziel ist es, die Aufnahme bestehender mRNA-Impfungen im Körper zu verbessern. Aktuell schauen wir uns außerdem an, ob diese Impfungen auch auf Schluckimpfungen umgestellt werden können. Diese Technologie ist nicht nur für Corona Impfstoffe wichtig, sondern generell eine große Chance für uns, etwas am Markt der Pharmazeutika zu bewegen.

 

Was sind die größten Herausforderungen bei der Weiterentwicklung von NovoArc?

Eine Herausforderung ist mit Sicherheit das Wachstum innerhalb der Firma. Angefangen haben wir mit zwei Angestellten, Ende dieses Jahres sollen es sechs bis sieben sein. Das muss alles gut strukturiert und unter einen Hut gebracht werden. Ich sehe das aber als spannende Aufgabe, die essenziell für den Erfolg der Firma ist und wofür wir drei Gründer uns viel Zeit nehmen.

Auch die Weiterentwicklung unserer Technologie ist eine Herausforderung. Wir arbeiten in einem extrem regulierten Feld, wo sehr genaue Qualitätsrichtlinien und Vorschriften erfüllt werden müssen. Erfolgreich in den Markt zu kommen, ist da gar nicht so leicht. Bis dato ist es uns aber gut gelungen, Interesse und Kunden zu generieren. Unsere Kunden sind sehr aufgeschlossen Neues auszuprobieren – das ist vor allem in Zeiten wie diesen, wo es neuer Technologien bedarf und Platz für Innovation ist, ein riesen Vorteil.

 

Welche Pläne habt ihr mit NovoArc für 2022/2023? Welche unternehmerischen Ziele habt ihr euch gesetzt?

Kurzfristig möchten wir weitere Kunden akquirieren, also noch mehr Machbarkeitsstudien mit Kunden durchführen, bei denen unsere Technologie auf deren Wirkstoff angewendet wird. Gleichzeitig möchten wir unsere Lipide auch direkt an Kunden verkaufen, welche ihre Studien dann selbständig und hausintern durchführen.

Unser großes Ziel ist es, bis 2025/2026 so viele Kunden zu haben, dass unsere aktuellen Produktionsstätten nicht mehr ausreichen und wir eine eigene Produktionsanlage aufbauen können.

FusariumPrevent – Gesamtsieger S&B Award 2020

Natur statt Fungizide: wie biologische Pflanzenhilfsmittel die Landwirtschaft aufblühen lassen

©Offscope Media/Nourivit Technologies

 

Pilzkrankheiten verursachen in der Landwirtschaft enorme Ertragseinbußen und Qualitätsverluste. Das Erntegut ist zudem mit gesundheitsschädlichen Pilzgiften verseucht, was zu Folgeschäden in der Lebensmittel- und Futtermittelindustrie führt. Im Normalfall werden Fungizide zur Bekämpfung dieser Pilzkrankheiten eingesetzt, die Nebenwirkungen für Anwender und Natur haben. FusariumPrevent hat eine biologische Alternative entwickelt, die Pflanzen präventiv gegen Pilzkrankheiten stärkt. Sie hinterlassen keine toxikologisch relevanten Rückstände auf der Pflanze und haben das Zeug dazu, den Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel deutlich zu reduzieren.

 

Rudolf Sallinger Fonds: Beim letzten S&B Award habt ihr euch den Gesamtsieg geholt. Wie hat sich FusariumPrevent mit seinen zwei Produkten „Valibiotics forte“ und „Valibiotics Ca liquid“ seither weiterentwickelt?

Eva & Wolfgang Harreither: Seit dem S&B Award 2020 wurden die beiden Produkte zugelassen und sind mittlerweile erfolgreich in den Markt eingeführt. Mit der BOKU Wien haben wir außerdem einen Lizenzvertrag abgeschlossen und damit die Technologie zu uns ins Unternehmen geholt.

In den letzten beiden Jahren haben sich sehr gute Erfolge unserer Produkte im Ackerbau bei Weizen, Raps und Sonnenblumen, aber auch im Wein- und Obstbau gezeigt. Aktuell starten wir ein Projekt mit der TU Graz und der Erzeugergemeinschaft Obst Steiermark GmbH, in dem es um die Reduktion chemischer Spritzmittel unter Einsatz von Mikrobiologie geht.

Betrieblich haben wir uns seit dem S&B Award vergrößert. Wir sind im Herbst 2021 in den Gewerbepark Traiskirchen gezogen und haben einen geförderten Kredit von aws erhalten. Damit konnten wir ein großes Forschungs- und Entwicklungslabor finanzieren, das zukünftig das Herzstück unseres Unternehmens sein wird. Zusätzlich haben wir auch unsere Produktionsressourcen erweitert.

Zurzeit haben wir sieben Mitarbeiter, über Werksverträge sind zusätzlich fünf Personen vor allem im Vertrieb mit an Bord. Im Sommer möchten wir um eine weitere Person aufstocken.

 

Wir haben gehört, dass ihr noch weitere Erfolge mit euren Produkten gefeiert habt. Könnt ihr uns darüber ein bisschen mehr erzählen?

Kurz nach dem S&B Award haben wir unsere Idee auf Initiative und Hilfe der UNIDO bei einem ADA Projekt für eine Wirtschaftspartnerschaft im Kamerun eingereicht, bei dem ein Joint Venture mit einem Unternehmen vor Ort gebildet wurde. Im letzten Jahr haben wir uns ein Bild von der Landwirtschaft vor Ort gemacht, um herauszufinden, wie wir den Landwirten vor Ort am besten helfen können. Kurz danach sind erste Container mit unseren Produkten in den Kamerun geschickt worden.

Zusätzlich haben wir bei der Africa Innovation Challenge der WKÖ (Advantage Austria) mitgemacht und den 3. Platz belegt, außerdem sind wir im letzten Herbst an der BOKU zum Start Up des Jahres gekürt worden. Das macht uns natürlich sehr stolz und zeigt, dass wir mit unserem Projekt und unseren Produkten auf dem richtigen Weg sind. 

Im vergangenen Jahr haben wir außerdem eine Crowdfundingkampagne mit Green Rocket gestartet, die sehr gut gelaufen ist. Die Kampagne war auf vier Wochen angelegt, unser Ziel von 600.000 Euro für den Kauf von Produktionsanlagen haben wir innerhalb von 30 Stunden erreicht.

Infos zur Kampagne gibt’s hier: https://www.greenrocket.com/nourivit

 

Wie haben sich Produktlinie und Vertriebsnetz weiterentwickelt?

Die Produktlinie Valibiotics entwickelt sich sehr gut. Sie wird eigesetzt, um chemische Mittel insbesondere im Ackerbau und im Weinbau zu reduzieren – kurz gesagt überall da, wo intensiv mit Pflanzenschutzmitteln gearbeitet wird und reduziert werden kann.

In Österreich arbeiten wir teilweise im Direktvertrieb, teilweise aber auch mit Händlern. Unsere Händler erweitern mit unseren Produkten beispielsweise auch ihr eigenes Portfolio als Ergänzung zu chemischen Mitteln.

In Polen haben wir beispielsweise einen Händler, dessen Kundenstock ca. ¼ der polnischen Agrarfläche bewirtschaftet. Das sorgt für einen schönen Umsatz, es ist aber noch immer viel Luft nach oben.

Heuer ist Bayern dazugekommen, Ungarn steht für 2022 auch noch auf der Liste. Auch Turkmenistan ist ein wichtiges Land für uns, das sich sehr gut entwickelt.

 

Wie bekommt ihr die Ukraine-Krise (unternehmerisch) zu spüren?

Am Markt in der Ukraine sind wir selbst nicht tätig, spürbar ist die Ukraine-Krise natürlich trotzdem. Der Düngemittelmarkt ist seit Herbst 2021 stark unter Druck, die Preise sind deutlich gestiegen. Durch die Ukraine-Krise ist es zusätzlich zu einer massiven Verschärfung gekommen, die Preise haben sich zum Teil verfünf- bis siebenfacht, gewisse Produkte sind zum Teil überhaupt nicht mehr verfügbar. Dünger war vorm Krieg sehr günstig, jetzt ist er enorm teuer. Das Glück für die Landwirte ist, dass auch der Preis für ihre Güter gestiegen sind, so können sie den Preisanstieg der Düngemittel einigermaßen kompensieren.  

Wir selbst haben das Glück, dass wir nicht viele verschiedene Rohstoffe brauchen und auch nicht so stark von anderen Rohstoffen wie Gas abhängig sind. Für uns sind aber speziell bei Transportkosten und Verpackungsmaterial Preisänderungen zu spüren.

Insgesamt muss man sagen, dass die Ukraine ein wichtiges Agrarland ist, das wir mit unseren Möglichkeiten unterstützen wollten. In den letzten Wochen haben wir deshalb gemeinsam mit der Stadt Traiskirchen und der Volkshilfe eine Hilfslieferung im Warenwert von rund 25.000 Euro in die Ukraine organisiert. Ein LKW mit 18 Tonnen an Düngemitteln für die Zeit des Anbaus und der Wachstumsphase (die jetzt beginnen) ist in die Ukraine geliefert worden, damit können rund 1.000ha Land bewirtschaftet werden

 

Welche Auswirkungen hatte die Corona-Pandemie auf euer Unternehmen, eure Produkte und den Markt?

Die Landwirtschaft war insgesamt nicht so stark von Corona betroffen, bei Winzern haben wir die Corona-Pandemie allerdings ein wenig gespürt – sie haben zum Teil weniger eingekauft. Die Pandemie hatte für die Landwirtschaft aber auch positive Effekte, indem Regionalität und hochwertigere Lebensmittel gepusht worden sind. 

Der Corona-Schock war 2020 für uns sicherlich am größten, weil die Saison 2020 nicht so gelaufen ist, wie gewünscht. Danach haben wir unternehmerisch nicht mehr allzu viel von der Corona-Krise gespürt. Wir konnten zwar lange nicht reisen, was speziell für unser Kanada- und USA-Geschäft anfangs schwierig war und geplante Wachstumsschritte verzögert hat. Mittlerweile hat sich aber auch das wieder eingependelt.

Seit März 2020 ist die Seefracht extrem teuer, es gibt sehr lange Wartezeiten – und das wird auch noch eine Zeit lang so bleiben.

Was uns aber definitiv gut in die Karten spielt ist der trotz Corona unveränderte Green Deal der EU. In ihm sind die Reduktion chemischer Betriebsmittel und der effiziente Einsatz von Düngemitteln vorgeschrieben, die Landwirte sind daher ohnehin gefordert, sich und ihre Landwirtschaft zu einem guten Teil umzustellen.

 

Welche Pläne habt ihr für 2022/2023? Welche unternehmerischen Ziele habt ihr euch gesetzt?

In den nächsten Monaten möchten wir weiter in unseren Kernmärkten wachsen. Darüber hinaus haben wir in Ungarn eine Produktregistrierung fast abgeschlossen und wollen im Frühjahr eine weitere Produktionsanlage in Rumänien installieren.

Valibiotics Forte ist derzeit als Pflanzenstärkungsmittel registriert. Unser großes Ziel ist es, gemeinsam mit einer Schweizer Partnerunternehmen der Valibiotics AG in Richtung Pflanzenschutzmittelzulassung zu gehen. Die Daten zeigen, dass das sehr gut funktionieren wird. 

Neben bestehenden Produkten haben wir außerdem ein fast fertiges neues Produkt für die Saatgutbehandlung, als nächstes möchten wir spezifische Produkte für die Nährstoffmobilisierung im Boden herstellen. Es bleibt also spannend.

Revo Foods – I.E.C.T. Sonderpreis S&B Award 2020

Pflanzenbasierter Fischgenuss statt leergefischten Meeren

Fisch aus dem 3D-Drucker? Klingt für manche vielleicht surreal, ist es aber nicht. Revo Foods (ehemals „Legendary Vish“) folgt dem Trend pflanzenbasierter Fleisch- bzw. Fischersatzprodukte und stellt nachhaltigen Fisch auf Pflanzenbasis mithilfe von 3D Druck her, der sogar in seiner Textur echten Fischen entspricht. Schlemmen ist ausdrücklich erlaubt – negative Auswirkungen der industriellen Fischerei wie Überfischung und Meeresverschmutzung sind mit Produkten von Revo Foods nämlich kein Thema.

 

Rudolf Sallinger Fonds: Beim letzten S&B Award hat Revo Foods den I.E.C.T. Sonderpreis gewonnen. Was konntet ihr vom Gewinn – der Teilnahme an der I.E.C.T. Summer School mitnehmen?

Robin Simsa: Die Teilnahme an der I.E.C.T. Summer School war sehr hilfreich für die Weiterentwicklung unseres Unternehmens. Wir konnten gute Kontakte knüpfen, vor allem der Austausch mit anderen Start-Ups war für uns sehr spannend.
Von den Mentoren der I.E.C.T. Summer School haben wir sehr gute Tipps erhalten, die uns enorm weitergeholfen haben – insbesondere, was die Markteinführung angeht.

 

Wie hat sich Revo Foods seit 2020 weiterentwickelt?

In den vergangenen zwei Jahren haben uns von „Legandary Vish“ in „Revo Foods“ umbenannt und unser Team stark ausgebaut, aktuell sind wir 35 Leute.
Besonders stolz sind wir auf die Markteinführung unseres ersten Produkts, das sowohl in Österreich bei BILLA als auch in Deutschland und in 12 weiteren Ländern erhältlich ist. Es handelt sich dabei um eine pflanzenbasierte Alternative zu Räucherlachs. Sie schmeckt wie Räucherlachs, hat ähnliche Nährwerte, kommt aber ohne die Nachteile der industriellen Fischerei aus.

 

Wie seid ihr mit euren Plänen, Restaurants für euch zu gewinnen, vorangekommen?

Auch hier sind wir sehr gut vorangekommen. Es gibt mittlerweile über 50 Restaurants, an die wir unser Produkt verkaufen.
Außerdem wird es noch diesen Sommer zwei weitere Produkte im Sortiment geben, auf die wir uns sehr freuen: einen Räucherlachs-Aufstrich und Graved Lachs.

 

Welche Auswirkungen hatte die Corona-Pandemie auf euer Unternehmen und eure Produkte?

Grundsätzlich sind wir zum Glück sehr gut durch die Pandemie gekommen. Schwierig war allerdings auch für uns, dass die Gastro lange geschlossen war und sich Lieferzeiten stark verzögert haben. Man merkt aber, dass die Nachfrage nach pflanzenbasierten Fleisch- bzw. Fischersatzprodukten stetig wächst, das freut uns natürlich sehr.

 

Welche Pläne habt ihr mit Revo Foods für 2022/2023? Welche unternehmerischen Ziele habt ihr euch gesetzt?

Wir möchten unser Produktportfolio noch stärker erweitern und in weitere Länder expandieren, im Idealfall auch in die USA. Außerdem haben wir vor, unsere Technologie weiterzuentwickeln. Zwei Patente sind bereits eingereicht, es geht also gut voran.

 

Was sind die größten Herausforderungen bei der Weiterentwicklung eurer Fischersatzprodukte?

Die größte Herausforderung ist mit Sicherheit, dass es Fischersatzprodukte bislang kaum gab. Das heißt, dass es auch wenig blueprints gibt, die man für die Produktentwicklung heranziehen kann. Es muss also viel von Anfang an neu entwickelt werden, was sehr aufwändig ist und auch die Partnersuche nicht unbedingt vereinfacht.

Eine weitere Herausforderung ist außerdem, dass das Produkt genauso schmeckt und eine sehr ähnliche Textur aufweist wie die tierische Variante.

 

Im Mittelpunkt steht für euch also, die negativen Auswirkungen auf die Meere zu verhindern und gleichzeitig für uneingeschränkten Genuss zu sorgen?

Genau. Uns ist wichtig, dass die Konsumenten nicht das Gefühl haben, einen Kompromiss bei ihrer Ernährung eingehen zu müssen. Mit Revo Foods bekommen sie pflanzenbasierte Fischersatzprodukte, die so schmecken wie ihre tierischen Pendants und ähnliche Nährwerte aufweisen. So können sie den guten Geschmack mit einem positiven Beitrag für Umwelt und Meere verbinden.

 

„Es braucht eine universitäre Startup-Offensive“

Amelie Groß im Brutkasten-Interview

Im Interview mit „Der Brutkasten“ – das Medium für Startups und Innovation – sprach Kuratoriumsvorsitzende Amelie Groß über das Potenzial von Spin-offs und was es braucht, damit in Österreich mehr Spin-offs gegründet werden.

Das gesamte Interview kann hier nachgelesen werden: https://brutkasten.com/wkoe-vizepraesidentin-gross-es-braucht-eine-universitaere-startup-offensive/

 

Foto Copyright: WKÖ/Marek Knopp