Velaex Technologies – brutkasten Sonderpreis S&B Award 2024

Sebastian Hecko im Gespräch mit dem Rudolf Sallinger Fonds

Teamfoto Velaex Technologies

Velaex Team (© Velaex Technologies)

Velaex Technologies entwickelt eine neue Form der Krebstherapie. Bei dieser wird ein therapeutisches Implantat direkt an der Tumorstelle eingesetzt und ermöglicht die präzise Verabreichung und Dosierung von Wirkstoffen gezielt im Tumorgewebe. Dadurch ist es möglich, nur einen Bruchteil der üblicherweise systemisch verabreichten Dosen lokal freizusetzen, und zwar nur zu dem Zeitpunkt, an dem sie tatsächlich benötigt werden. Das wiederum minimiert die Nebenwirkungen im Vergleich zu klassischen Chemotherapien und ermöglicht eine Verkleinerung schwer zu behandelnder (zuvor inoperabler) Karzinome zur anschließenden chirurgischen Entfernung.

Rudolf Sallinger Fonds: Im vergangenen Jahr habt ihr den brutkasten-Sonderpreis beim S&B Award 2024 gewonnen. Wie haben sich euer Produkt und eure Geschäftsidee seither weiterentwickelt?

Sebastian Hecko: Aus technologischer Sicht hat sich in den letzten Monaten sehr viel getan. Wir haben unser Produkt (BioSWITCH) vom ersten Prototypen seit dem S&B Award hin zu einem Modell entwickelt, in dem wir die Abgabe von Medikamenten für Pankreaskarzinome viel robuster, sicherer und damit auch kontrollierbarer machen können. Wir können den Prozess der Medikamentenabgabe unterbrechen und bei Bedarf wieder aufnehmen, sodass ein periodischer Einsatz ohne erneuten invasivem Eingriff möglich wird.

In den vergangenen Monaten waren wir außerdem mit vielen Ärzten im Gespräch, um zu eruieren, wie unser Device als finales Produkt aussehen muss. Da wir eine minimalinvasive Applikation anstreben, ist es für uns wichtig herauszufinden, welche Tools es für minimalinvasive Eingriffe gibt, wie und mit welchen Techniken implantiert wird und welche Rahmenbedingungen dabei zu beachten sind.

Mit Blick auf die MedTech-Branche haben wir uns insbesondere mit der Frage auseinandergesetzt, wie unser Produkt konzipiert werden muss, damit wir auch aus regulatorischer Sicht die Freigabe erhalten.

In der Transition vom ersten Proof of Concept hin zur tatsächlichen Anwendung im Tiermodell (wie muss das Produkt aussehen und implantiert werden, welche Rahmenbedingungen müssen wir beachten, damit wir valide Resultate bekommen etc.) waren unsere Entwicklungen in den letzten Monaten somit insgesamt sehr stark.

Seit dem S&B Award 2024 konnten wir unser Team durch verschiedene Forschungsgrants (EIC Pathfinder und ERC Starting Grant) erheblich erweitern. Im Rahmen dieser Förderungen arbeiten nun rund 10 FTEs bei uns sowie unseren europäischen Partnern an unterschiedlichen Aspekten unserer Technologie.

Was ist die größte Herausforderung bei der Weiterentwicklung des bioSWITCH?

Die größte Herausforderung am Weg zur Marktreife sind regulatorische Aspekte. Besonders bei implantierbaren Technologien müssen viele Voraussetzungen passen und so viele Vorgaben erfüllt sein, dass es teilweise sehr lange dauert, bis man eine Genehmigung erhält.

Die EU hat es Herstellern von MedTech-Devices aufgrund regulatorischer Auflagen aus unserer Sicht in letzter Zeit schwerer gemacht, ihre Produkte am Markt zu platzieren. Das führt zu teils höheren (Entwicklungs-) Kosten und einer längeren Zeit bis zur Marktreife.

Ihr habt den brutkasten-Sonderpreis bis dato noch nicht eingelöst. Wann ist für euch der richtige Zeitpunkt dafür gekommen?

Wir wollen den brutkasten-Sonderpreis gerne mit einer sinnvollen Entwicklung kombinieren, mit der wir uns strategisch gut in Österreich positionieren können, um eine gute Basis für weitere Gespräche mit Ärzten und Institutionen zu haben. Aktuell entstehen gerade einige Publikationen und neue Patente, mit denen wir unsere Technologie verfeinern und unser geistiges Eigentum absichern möchten – auch sie können eine gute Basis für Gespräche und damit eine öffentlichkeitswirksame Kommunikation bilden.

Welche unternehmerischen Ziele habt ihr euch für 2025 gesetzt?

Finanziell ist das nächste Ziel sicherlich weitere Förderungen auf europäischer oder nationaler Ebene für die Weiterentwicklung unseres Implantats zu lukrieren und initiale präklinische Studien zu finanzieren. Im Besonderen sind österreichische Funding-Programme wie das FFG Spin-off Fellowship, sowie die aws Finanzierungsprogramme für uns von Interesse, um noch besser Fuß zu fassen. Die meisten Bemühungen sind jedoch noch immer auf Forschung konzentriert.

Welchen Tipp möchtest du (angehenden) Startups mitgeben?

Der Start unserer Reise ist schon eine Weile her, aber wir haben von Anfang an sehr davon profitiert, dass wir mit großer Unterstützung gelauncht sind. Unsere Idee wurde am i²c der TU Wien aufgefangen, obwohl wir als MedTech damals nicht unbedingt in ihr klassisches Portfolio gepasst haben. Jede/r, mit der bzw. dem wir gesprochen haben, war bereit, uns zu helfen oder an die geeignete Stelle weiterzuleiten. Diese Tendenz der TU Wien, Startups zu unterstützen, ist in letzter Zeit noch stärker geworden.

Mein Tipp daher: traut euch zu fragen! Die meisten Menschen begegnen ambitionierten Teams mit der absoluten Bereitschaft zur Unterstützung.